Die Berkel-Klasse ist ein Lernort für Schüler*innen unserer Schule, deren sonderpädagogischer Unterstützungsbedarf im Förderschwerpunkt EsE über das übliche Maß hinausgeht (AO-SF § 15, 2016, S. 10-11) und ein intensivpädagogischer Unterstützungsbedarf vorliegt.
Unser Ziel ist es stets, dass Schüler*innen mit intensivpädagogischem Unterstützungsbedarf weiterhin am Unterricht ihres Klassenverbandes teilnehmen oder dorthin zurückzukehren. Mit der Berkel-Klasse wurde ein alternatives Lernangebot entwickelt, somit besteht die Möglichkeit für Schüler*innen mit intensivpädagogischem Unterstützungsbedarf, tageweise aber auch an fünf Tagen in der Woche nach der 2. Unterrichtsstunde in die Berkel-Klasse zu wechseln.
Der Name des Projektes Berkel-Klasse rührt nicht nur von der Nähe der St. Felicitas Schule zum Berkelsee in Vreden, dem unzählige Möglichkeiten für Projektarbeiten innewohnen, sondern auch von der in dieser Klasse zu leistenden intensivpädagogischen Förderung. Die Förderung erfolgt auf bestmöglichen Wegen, mit effizienten Maßnahmen und Methoden, auf reelle Art und Weise, kooperativ und einfühlsam mit den Schüler*innen anhand lebenspraktischer Inhalte.
Das Team der St. Felicitas-Schule sieht einen ehrlichen und offenen Umgang mit den Schüler*innen als unerlässlich an, um zielführend mit den Lernenden zu arbeiten. Der Fokus liegt deutlich auf handwerklichen und körperlichen Arbeiten, damit die Schüler*innen sich und ihre Stärken kennenlernen und an Ich-Stärke hinzugewinnen. Damit ist für die Lernenden in der Berkel-Klasse ein eigener Raum unter ganz besonderen Gegebenheiten und Voraussetzungen geschaffen.
Während der Teilnahme am Projekt führen die Schüler*innen jede Woche ein Gespräch mit der Sozialarbeiterin. Der regelmäßige Austausch dient zum einen einem intensiven Beziehungsaufbau zwischen der Lernenden/dem Lernenden und der Schulsozialarbeiterin. Zum anderen sollen die Schüler*innen durch eine gezielte Gesprächsführung der Sozialarbeiterin immer mehr dazu gelangen, sich persönliche Wochenziele zu setzen und ihren Fortschritt und Erfolg der vergangenen Woche zu reflektieren. Die gesamte Gruppe erhält mehrmals pro Woche Sozialtraining (s. Kapitel 2), um gemeinsam die sozialen Kompetenzen auszuweiten und zu stärken. Durch das soziale Lernen und das Aneignen neuer greifbarer und umsetzbarer Techniken zur Steigerung der Resilienzfähigkeit, Selbstkontrolle und zur Fähigkeitssteigerung des Bedürfnisaufschubs sollen die teilnehmenden Lernenden rundum gestärkt aus dem Projekt in die Stammklasse zurückfinden können.
Schulische Fördermaßnahmen nach Entwicklungsbereichen geordnet
Soziales Handeln
(Kontaktverhalten, Toleranzfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Regelverhalten, Beziehungsfähigkeit, Kooperation, Kontaktbereitschaft, Kritikfähigkeit) |
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Mögliche intensivpädagogische Unterstützungsmaßnahmen | ||
Unterstufe | Mittelstufe | Oberstufe |
· Einsatz altersangemessener Sozialtrainings, wie TEAMGEISTER, Lubo aus dem All
· Entspannungsübungen · Sozialtraining durch Literatur |
· WerkStatt Schule
· Sozialtrainings, wie das Programm „Faustlos“ zur Prävention von Gewalt an Schulen
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· Anti-Aggressions-Trainings
· Sozialtrainings |
Gemeinsamkeiten | ||
· Konstantes Bezugssystem zum Einüben eines angemessenen Sozialverhaltens
· Unterrichtsimmanentes Einüben, Einhalten und Reflektieren von Klassenregeln u. a. durch das KlasseKinderSpiel/TeamSpiel · Reflexion des Verhaltens und unmittelbare positive Verstärkung mithilfe des schulinternen Verstärkersystems sowie in persönlichen Gesprächen für ein individuelles Feedbackverfahren · Anbieten und Vermitteln von Konfliktlösestrategien, gemeinsame Konfliktbewältigung · Handlungsalternativen zur Verweigerung erarbeiten · Individuelle Betreuung (durch beispielsweise die Schulsozialarbeiterin) in Krisensituationen · Teilnahme an Wiedergutmachungsgesprächen und Ausarbeitung von Lösungsansätzen nach Konfliktsituationen mit der Schulsozialarbeiterin · Zeitversetzte deeskalative Klärungsgespräche · Begleitete Kontaktaufnahme zu Mitschüler*innen · 1:1-Betreuung in freien Situationen (Pausen oder Spielzeiten, WC-Gänge etc.) · Engmaschige Betreuung und Unterstützung während des Unterrichts · Kooperationsspiele im Sportunterricht |
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Emotionen
(Emotionale Selbst- und Fremdwahrnehmung, Selbstkonzept, Selbststeuerung (Frustrationstoleranz/Impulskontrolle), Empathie, Stressregulierung) |
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Mögliche intensivpädagogische Unterstützungsmaßnahmen | ||
Unterstufe | Mittelstufe | Oberstufe |
· Möglichkeit des Gassigehens mit dem Therapiehund
· Kennenlernen der Basisemotionen durch Literatur · Trainieren von Impulskontrolle durch den regelmäßigen Einsatz des Spiels „Untertauchen“ (ruhige Minute) · Teilnahme am Nikolausumzug |
· Erstellen von Fotostorys im Deutschunterricht
· Erlernen von Strategien/Techniken zur Stressregulierung und Selbststeuerung
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· Fotoprojekte zur Förderung der Empathiefähigkeit und Entwicklung des Selbstkonzeptes
· Erlernen von Strategien/Techniken zur Stressregulierung und Selbststeuerung |
Gemeinsamkeiten | ||
· Nutzen der Angebote des Jugendcampus
· Herausarbeiten der persönlichen Stärken für das Selbstkonzeptinventar · Hohes Maß an unterrichtlicher Einzelzuwendung · Bestätigung, Lob und Anerkennung von Leistungen · Individuelle Time-Out-Regeln · Schrittweise Erarbeitung von Selbstkontrollstrategien · Verhalten spiegeln, Selbst- und Fremdwahrnehmung gegenüberstellen · Kunstprojekte · Emotionsregulationsstrategien kennenlernen und unter Anleitung erproben · Direkte positive Verstärkung bei Bedürfnisaufschub · Wecken des Ehrgeizes durch öffentliche Veranstaltungen, wie Sponsorenläufe, Kunstwettbewerbe, Fußballturniere |
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Denken/Kreativität
(Aufmerksamkeit/Konzentration, Handlungsplanung, Urteilsbildung) |
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Mögliche intensivpädagogische Unterstützungsmaßnahmen | ||
Unterstufe | Mittelstufe | Oberstufe |
· Aufbereitung des Schulobstes durch die Schülerinnen und Schüler
· Einsatz eines Klassenchefs/Helferkindes für das Erledigen besonderer Aufgaben oder Entscheidungen |
· Organisation der Schülerfirma | |
Gemeinsamkeiten | ||
· Übernahme von Aufgaben für die Gemeinschaft (z. B. Tafeldienst, Tischdecken)
· Anbieten von individuellen Pausen/Auszeiten (versetzte Pausen) · Individuelle Förderung und intensive pädagogische Betreuung in verlässlichen und überschaubaren Strukturen · Differenzierte Arbeitsaufträge unter Berücksichtigung der kognitiven Fähigkeiten · Konkrete Handlungen im Rahmen des Kunst- oder Hauswirtschaftunterrichts anhand von Fotos o. Ä. Schritt für Schritt durchführen · Regelmäßige Einzelgespräche, um beispielsweise Ziele zu besprechen (Stichwort: Förderplanung)
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Lernstrategien
(Motivation/Anstrengungsbereitschaft, Durchhaltevermögen, Konzentration/Ausdauer, Selbständigkeit, Sorgfalt, Reflexionsfähigkeit) |
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Mögliche intensivpädagogische Unterstützungsmaßnahmen | ||
Unterstufe | Mittelstufe | Oberstufe |
· Berufsorientierung à Vorbereitung auf das erste Praktikum (Berufswesen, Lebenslauf/Bewerbung, Hilfestellung bei der Praktikumssuche) | · Organisation der Schülerfirma
· mehrtägige Praktika |
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Gemeinsamkeiten | ||
· Umfangreiche individuell angepasste Lernangebote/Reduzierung von Leistungserwartung
· Zeitweise 1:1-Betreuung in einer ruhigeren und reizärmeren Umgebung · Durch positiven Zuspruch zum Durchhalten motivieren · Konsequentes Einhalten, Reflektieren und Besprechen von Handlungen gemäß dem schulinternen Erziehungskonzept · Werkunterricht · Töpfern · Arbeiten mit Metall · Floristik · Kunstprojekte, wie Zentangle, zur Steigerung der Ausdauer/Konzentrationsfähigkeit |
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Sprache/Kommunikation
(Gesprächsbereitschaft, situationsangemessenes Sprechverhalten, Ausdrucksfähigkeit im emotionalen Kontext) |
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Mögliche intensivpädagogische Unterstützungsmaßnahmen | ||
Unterstufe | Mittelstufe | Oberstufe |
· Emotionsvokabular durch kindgerechte Themen/Literatur erweitern | ||
Gemeinsamkeiten | ||
· Anbieten von Satzbausteinen zur gewaltfreien Kommunikation
· Zeitverzögerte deeskalative Grenzsetzung durch den Einsatz von u. a. stimmlichen Mitteln, um weniger emotionsbelastende Gespräche zu führen · Erweitern des Emotionsvokabulars |
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Wahrnehmung
(visuelle, auditive und Körperwahrnehmung) |
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Mögliche intensivpädagogische Unterstützungsmaßnahmen | ||
Unterstufe | Mittelstufe | Oberstufe |
· Entspannen im Snoezelen-Raum
· Ruheregel, um sich auf sich selbst zu besinnen und sich neu zu fokussieren · Teilnahme am Musikprojekt „Klasse! Wir singen!“ |
· Angebot, eigene Musik über Kopfhörer zu hören | · Angebot, eigene Musik über Kopfhörer zu hören |
Gemeinsamkeiten | ||
· Ergotherapie, Massagen
· Psychomotorik · Stufenübergreifender Chor · Anbieten von geräuschunterdrückenden Kopfhörern |
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Motorik
(Bewegungsfreude, Bewegungskoordination, angepasste motorische Aktivität) |
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Mögliche intensivpädagogische Unterstützungsmaßnahmen | ||
Unterstufe | Mittelstufe | Oberstufe |
· Angebot einer zusätzlichen Reitstunde
· Große Lineatur, Hilfen zum Einhalten von Wortgrenzen · Gezieltes und unterstütztes Üben des Dreipunktgriffes, z. B. durch Gummiringe |
· Anlegen und Pflegen der Hochbeete in der Garten-AG
· mehrfach täglich (intensive) Sportangebote · Teilnahme am Vielseitigkeits-Wettbewerb · Stallpflege auf dem Ponyhof |
· Anlegen und Pflegen der Hochbeete in der Garten-AG
· mehrfach täglich (intensive) Sportangebote · Stallpflege auf dem Ponyhof
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Gemeinsamkeiten | ||
· Heilpädagogisches Voltigieren
· Psychomotorik/Motopädie · Angebot der bewegten Pause in der Turnhalle · Trainieren der Ausdauer im Sport- und Schwimmunterricht · Kunst/Textil · Arbeiten auf dem Bauernhof Lösing, Durchqueren des Wald-Lehrpfades · Zusätzliche Sportangebote, wie eine stufenübergreifende Fußball-AG · Mitarbeiten in der Hauswirtschaft |
Unter der Prämisse, den besonderen Ausgangslagen der Gesamtschülerschaft gerecht zu werden, stellt sich das Konzept der Berkelgruppe der Herausforderung, Angebote zu haben, die eine individuelle Förderung ermöglichen; Angebote zu haben, die das Kind bzw. den Jugendlichen dort abholen, wo es sich seiner jeweiligen Entwicklung entsprechend befindet. Hierbei soll es nicht nur um die Stabilisierung des Selbstkonzeptes, sondern vielmehr um eine persönliche Zielentwicklung an der St. Felicitas-Schule und damit um die Entwicklung eines persönlichen Lebensplans gehen.